Kulturgeschichte

Hann. Münden

Entlang der Flüsse Werra, Fulda und Weser siedelten die Menschen schon vor 2000 Jahren. Über Jahrhunderte wurden von hier aus Ideen und Güter in die entferntesten Gebiete transportiert. Spuren davon sind heute noch sichtbar: die Hafenanlagen und Warenumschlagplätze in Hann. Münden, die Dorfstrukturen der Fischerdörfer Gimte und Hemeln, die Klosteranlagen in Bursfelde, Hilwartshausen und Mariengarten, sowie die Glashütten und Meilerstandorte in den Wäldern.


Römerlager bei Hedemünden

Auch die Römer haben während ihrer Eroberungszeit in Hedemünden an der Werra ihr Versorgungs- und Marschlager vor rund 2000 Jahren aufgeschlagen. Auf einer Hochfläche 90 Meter über der Talsohle hatten sie einen guten Überblick über die alten Handels-, Heeres und Schifffahrtswege. Anhand vorliegender Münzfunde aus den Lagern ist eine Datierung der römischern Aufenthalte vom Jahr 27 vor Christus bis zum Jahr 14 nach Christus möglich. Das Römerlager ist an seiner Stelle mit Informationstafeln gut dokumentiert.


Persönlichkeiten

Viele namhafte Persönlichkeiten wirkten im Naturpark.

Heinrich Sohnrey (* 1859 in Jühnde, + 1948 in Neuhaus im Solling) war Lehrer, Heimatkundler, Redakteur und ein bekannter Volksschriftsteller. 1904 gründete er in Berlin einen eigenen Verlag, in dem seine Bücher und Schriften viele Jahre lang erschienen. Seine heimatverbundenen Geschichten gefielen später auch den Nationalsozialisten, von denen er sich wiederum eine Förderung seiner Zeitschriften erhoffte. Dadurch passte er sich dann in seinen Schriften der Ideologie der Nationalsozialisten an. Heute befindet sich in Jühnde das Sohnrey-Archiv.

Die Brüder Grimm (Jacob: * 1785 in Hanau, + 1863 in Berlin; Wilhelm * 1786 in Hanau, + 1859 in Berlin) sammelten in dieser Region, zwischen Kassel und Göttingen, ihre Märchen. Dabei griffen sie meist mündlich überlieferte Geschichten auf und überarbeiteten diese. Die beiden Sprachwissenschaftler wirkten zunächst in Kassel und dann in Göttingen, wo sie sich den „Göttinger Sieben“ anschlossen als Protest gegen den Rechts- und Verfassungsbruch des Königs Ernst August von Hannover. Daraufhin mussten sie das Land verlassen.

Carl-Friedrich Gauß (* 1777 in Braunschweig, + 1855 in Göttingen) errichtete im Jahr 1818 auf dem Hohen Hagen bei Dransfeld sein geodätisches Dreick zwischen dem Hohen Hagen, Brocken und Großen Inselberg, und startet von dort aus die Landvermessung des Königreichs Hannover.

Georg Friedrich Grotefend (* 1775 in Hannoversch Münden, + 1853 in Hannover) war Griechischlehrer und ein bekannter Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher. 1802 gelang es ihm, die bereits 1621 entdeckte persische Inschrift von Behistun im Iran zu entziffern. Großen Ruhm erwarb er durch die Entzifferung der Keilschriften von Persepolis und später der babylonischen und persischen Keilschriften.

Johann Joachim Quantz (* 1697 in Scheden, + 1773 in Potsdam) war ein bekannter deutscher Flötist, Flötebauer, Komponist und Flötenlehrer Friedrich dem Großen.

Johann Andreas Eisenbarth (* 1663 in Oberviechtach, + 1727 in Hannoversch Münden) war ein bekannter Arzt. Nach seiner Ausbildung begab er sich 1685 auf Wanderschaft und erhielt 1716 das königliche Privileg von Friedrich Wilhelm I. auch in Preußen zu praktizieren. Mit seinem Gefolge, zu dem auch Gaukler gehörten, zog er von Stadt zu Stadt, um auf dem Markt in einem Zelt die Kranken zu behandeln. Er galt vor allem als geschickter „Starstecher“, der Augenkrankheiten wie den Grauen Star behandelte und als geschickter Operateur. Da er sich durch seine Truppe immer durch ziemlich marktschreierische Weise anpreisen lies, wurde auf ihn später ein Spottlied gedichtet, dass ihn trotz seiner Erfolge als Kurpfuscher darstellt.

Elisabeth, Markgräfin von Brandenburg, verheiratete Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, Fürstin von Calenberg-Göttingen, seit 1546 Gräfin und Frau zu Henneberg (* 1510 in Cölln?, + 1558 in Ilmenau) gilt als „Reformationsfürstin“. Durch ihre Heirat mit Erich I., in dessen Fürstentum Calenberg-Göttingen Münden lag, bekam Elisabeth von Brandenburg Münden als Leibzucht und Herrschaftsgebiet zugesprochen. Zusammen mit dem hessischen Reformator Antonius Corvinus (1501-1553) hat sie die Reformation in Südniedersachsen durchgesetzt.


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